Im Juli 2024 findet in Zusammenarbeit mit der Initiative Sternenkinder Bayerwald aus Cham und der Organisation Engelsflügel aus Bonn unsere Ausstellung „Die Ungesehenen – Kinder, die nie waren“ statt. Die Ausstellung wird am 05.07.2024 in Furth im Wald im alten Rathaus eröffnet und ist dort zwei Wochen lang zu sehen.
Die Idee ist entstanden, weil ich zufällig im Mutterpass meiner jüngsten Tochter gesehen habe, dass bei vorangegangene Geburten „1“ steht. Ich habe 2019 mein erstes Kind geboren, 2021 unseren Sohn in der 19. SSW still zur Welt gebracht und 2022 unser Regenbogenbaby geboren. Also hätten da meiner Ansicht nach zwei vorangegangene Geburten stehen müssen. Aber auch im Mutterpass meines Sohnes war die Abschlussuntersuchung nicht ausgefüllt und keine Geburt eingetragen. Das heißt, dass ich ihn offiziell nicht geboren habe, obwohl die Geburt ganz normal eingeleitet wurde und im Kreißsaal mit einer Hebamme stattfand. Eine Ausschabung wäre zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr möglich gewesen. Die Geburt war also eine ganz normale Geburt mit Wehen und Öffnung des Muntermundes, nur dass sich der Muttermund nicht volle 10 cm öffnen musste, da das Baby noch kleiner war. Und trotzdem habe ich unseren Sohn offiziell nie geboren. Das hat mich richtig schockiert. Da er noch nicht als Totgeburt galt, hatten wir ja auch keine richtige Geburtsurkunde von unserem Sohn. Es ist als hätte es ihn nie gegebenen. Das hat mich hart getroffen.
Ich habe das dann Steffi und ein paar anderen Begleiterinnen von der Organisation Engelsflügel erzählt und auch sie waren geschockt, weil ihnen das so gar nicht bewusst war. Keinem von uns war vor dieser Entdeckung bewusst, dass die Geburt von einem Kind vor der 24. Schwangerschaftswoche nicht als solche zählt. Ein Abbruch darf nach der 12. bzw. 14. Schwangerschaftswoche nicht mehr ohne medizinische Indikation vorgenommen werden, weil das Kind im Bauch dann als Leben zählt. Aber eine Geburt dieses Lebens zählt nicht und wenn das Kind dann geboren ist, ist es kein Kind sondern lediglich ein sog. Spätabort.
Daraufhin ist dann die Idee entstanden, dass wir eine Ausstellung mit Fokus auf den Sternenkindern des zweiten Trimesters machen, um sie sichtbar zu machen. Natürlich sind alle Sternenkinder ein Stück weit unsichtbar in unserer Gesellschaft und sie alle und natürlich auch alle Sterneneltern verdienen es, eine Stimme zu bekommen. Daher werden wir bei der Ausstellung auch Kinder aus allen Schwangerschaftswochen zeigen aber der Fokus wird auf den Kindern, die in den Wochen 14 bis 24 geboren wurden, liegen und auch nur ihre Geschichten werden wir erzählen. Denn wir möchten auf diesen Widerspruch hinweisen. Ein Kind, das ganz normal geboren werden muss und als Leben zählt, wenn es um einen Abbruch der Schwangerschaft geht aber nicht als geboren und auch nicht als Kind zählt, wenn es im Mutterleib verstirbt und von der Mutter auf die Welt gebracht wird.
Viele Menschen wissen gar nicht, dass diese Kinder aussehen wie reife Babys, nur eben wesentlich kleiner und mit dünnerer Haut. Vielen ist nicht bewusst, dass es sich schon sehr kurze Zeit nach der Einnistung des Embryos in die Gebärmutter nicht mehr um einen Zellhaufen handelt. Wobei ich diesen Ausdruck sowieso wirklich hasse. Da kann ich leider keine milderen Worte finden, weil ich das den Eltern und natürlich auch der kleinen Seele gegenüber wahnsinnig abwertend finde und weiß, dass dieser Ausdruck viele Sterneneltern schwer trifft. Wir möchten mit dieser Ausstellung nicht nur die ungesehenen Kinder sichtbar machen, sondern auch ein Bewusstsein für die Entwicklung eines Embryos bzw. Fötus im Mutterleib schaffen und den Menschen zeigen, dass es sich bei einer Fehlgeburt um den Tod eines sehr kleinen Menschen handelt. Wir hoffen, dadurch mehr Verständnis für die Eltern zu schaffen, so dass sie auf mehr Empathie stoßen.
Die Ausstellung wird auch wahrscheinlich weiter durch Deutschland wandern. Es stehen aber noch keine Termine fest. Wir hoffen aber natürlich, dass vielleicht auch so mancher in den schönen bayerischen Wald reist, um die Ausstellung zu sehen.